Die CO2-Protokolle




Ergänzungen
Anfang 2023: 
Daten update

Ich habe diesem Kapitel die Überschrift "CO2-Protokolle" gegeben, hätte aber auch "Klima-Protokolle" wählen können. Denn darum geht es: Um die Veränderung des Klimas seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, wobei der Begriff "Klima" erst einmal selbst zu definieren wäre. Denn was wir beobachten ist eine Veränderung der Atmosphärentemperatur, extremer Wetterlagen, etc. an gewissen Orten der Erde. Beobachten beschreibt zunächst nur ein subjektives Empfinden, eine Klimadefinition würde zu allererst erfordern, die Beobachtung durch eindeutige Messungen über einen längeren Zeitraum hinweg zu ersetzen. Aber Klima einfach gleichzusetzen mit der Erdtemperatur, das ist etwas zu simpel!

Und die Frage nach der Eindeutigkeit und der Interpretation der Messungen lässt bereits die ersten Zweifel aufkommen. Trotzdem ist eine Mehrheit aus Politik und Öffentlichkeit der Meinung, dass sich das Klima verändert und die Ursachen in der Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu finden sei.

In heutigen Zeiten, welche von einer wachsenden Weltbevölkerung (siehe unten) und ihrem Anspruch nach mehr Wohlstand geprägt sind, ist auch die zunehmende Konzentration der Treibhausgase in der Erdatmosphäre teilweise human bedingt, entweder direkt (Atmung) oder indirekt (Wohlstand). Zwar ist der Anteil der Treibhausgase z.Z. immer noch gering (etwas mehr als 0.04%), aber ihre Zunahme ist offensichtlich korreliert zur Zunahme der mittleren Atmosphärentemperatur der Erde. Aber derartige Korrelationen besitzen keine Beweiskraft. Ein Beweis lässt sich eher ziehen aus den physikalischen Gesetzen des grauen Körpers, welche das Gleichgewicht zwischen solarer Einsrahlung und terrestrischer Abstrahlung behandeln, wobei Veränderungen der ersteren wohl maßgebender sind als solche der letzteren.

Die Treibhausgase

Die wichtigsten Treibhausgase, deren Anteil in der Erdatmosphäre sich seit Beginn der Industrialisierung verändert hat, sind in der Tabelle rechts zusammengestellt. Man beachte: Wasser (H2O) ist zwar ein Treibhausgas, sein Anteil in der Erdatmosphäre hat sich aber nicht wesentlich verändert, seit jeher ist die Erdatmosphäre in größeren Höhen praktisch mit Wasserdampf gesättigt. Im Sonderkapitel sind neuere Daten zur Konzentration und den Quellen der Treibhausgase gezeigt.

Man sieht, dass die wichtigste Komponente in den Treibhausgasen das Kohlendioxid (CO2) ist. Obwohl für unser Klima, wie in Energie2 beschrieben, alle Komponenten verantwortlich sind, wird im Folgenden immer dieses wichtigste Gas genannt, wenn es um die Treibhausgase insgesamt geht.

1
2
3
4
CO2
1
358
28%
73%
CH4
21
1.72
146%
7%
N2O
310
0.312
13%
20%
FCKW z.B. CF4 , CHF3
  10000
7 · 10-5
von 0 auf
 Endwert
< 1%
Die wichtigsten Treibhausgase in der Erdatmosphäre.
 Es bedeuten:
1 = Wirksamkeit
2 = Konzentration in Einheiten von 10-6  (1994)
3 = Anstieg seit Beginn der Industrialisierung
4 = Bedeutung als Treibhausgas
Die Bedeutung ergibt sich aus dem Produkt von Wirksamkeit und Konzentration.
Warum also ist CO2 so gefährlich? Der eigentliche Grund ist, dass es praktisch kein Endlager für CO2 gibt außerhalb der Erdatmosphäre. Dies hat mit den physikalischen Eigenschaften dieses Gases zu tun, die wir in einem Sonderkapitel näher betrachten wollen. Als Konsequenz wird jede CO2-Menge, die bei unserer Energieversorgung mit fossil biogenen Energieträgern produziert wird, irgendwann in der Erdatmosphäre landen. Wenn die Photosynthese nicht mehr in der Lage ist, die CO2-Konzentration zu stabilisieren, gibt es zur Verminderung des CO2-Ausstoßes eigentlich nur 2 Möglichkeiten:
  1. Es werden zur Energieversorgung andere als die fossil biogenen Energieträger verwendet,
  2. der Primärenergiebedarf der Welt insgesamt wird reduziert.
Der Versuch, die erste Möglichkeit mithilfe erneuerbarer Energien allein1) zu verwirklichen, hat nur geringe Erfolgsaussichten. Die Gründe sind, ausgehend von den Naturgesetzen, in Energie2 dargelegt und die physikalischen Eigenschaften erneuerbarer Energien sind das Thema vieler weiterer Kapitel in diesem Manusktript Energie3.

Daher bleibt eigentlich nur die zweite Möglichkeit: Die Reduktion des globalen Primärenergiebedarfs, wobei von der Politik aber immer versichert wird, dass diese Reduktion nicht zu einer Verminderung unseres Wohlstands führen darf. Der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Primärenergiebedarf definiert die Energieeffizienz, die in Kap. 1.1 behandelt ist.

Um die globalen CO2-Emissionen zu beschränken, hat die UNO verschiedene Maßnahmen ergriffen: Einmal das IPCC gegründet, dann aber auch das Kyoto-Protokoll(1997) und dann das Paris-Protokoll(2015) verabschiedet. In beiden Protokollen werden Grenzen festgelegt, bis zu denen einzelne Staaten CO2 emittieren dürfen. Die Laufzeit des Kyoto-Protokolls endete 2012, es ist daher eigentlich nur noch von historischen Interesse. Und es erfüllte seine Aufgaben nicht: Die CO2-Emissionen sind bis 2012 stetig weiter angestiegen (siehe unten). Ich werde trotzdem zunächst dieses Protokoll behandeln und mich dann kurz dem Paris-Protokoll zuwenden.

Das Kyoto-Protokoll

Die wichtigste Bestimmung des Kyoto-Protokolls lautete:
  • Die Industrieländer verpflichten sich zu einer Reduktion ihrer Treibhausgas-Emissionen um durchschnittlich -5.2% bis 2012, die Entwicklungsländer müssen eine Verpflichtung zur Reduktion ihrer Emissionen nicht übernehmen.
Die Industrieländer werden hier als ve-Länder bezeichnet, die Entwicklungsländer als we-Länder. Dass letztere nicht reduzieren müssen, folgt aus der Überlegung, dass eine industrielle Entwicklung ohne Energie unmöglich ist und dass der Einsatz von Energie immer auch mit der Freisetzung von Treibhausgasen in die Erdatmosphäre verbunden ist. Und daher waren sich die Teilnehmer an den Beratungen zum Kyoto-Protokoll durchaus der Tatsache bewusst, dass auch weiterhin die fossil biogenen Energieträger die Hauptlast der Energieversorgung zu tragen haben und dass eine Reduktion der freigesetzten Treibhausgase gleichzeitig auch eine Reduktion des erlaubten Primärenergiebedarfs zur Folge hat. Wie die Reduktion um -5.2% in den ve-Ländern erreicht wird, das bleibt den einzelnen Ländern überlassen. Diese Länder haben unterschiedliche Quoten übernommen. Zum Beispiel ist die Reduktionsvorgabe in der EU15 größer als der durchschnittliche Wert, sie beträgt -8% und ist auf die EU15-Länder gemäß der Tabelle rechts verteilt. Deutschland musste demnach seine CO2-Emissionen in der Zeit von 1990 bis 2012 um -21% reduzieren.
Land
Red.
Land
Red.
Österreich -13%
Italien
-6.5%
Belgien
-7.5%
Luxemburg
-28%
Dänemark
-21%
Niederlande
-6%
Finnland
0%
Portugal
+27%
Frankreich
0%
Spanien
+15%
Deutschland
-21%
Schweden
+4%
Griechenland

Irland
+25%

+13%
Vereinigtes
Königreich
-12.5%
Die im Kyoto-Protokoll vorgeschriebenen Reduktionen an Treibhausgas-Emissionen, welche die Länder der EU15 in der Zeit von 1990 bis 2010 erreichen müssen
Nicht alle ve-Länder waren beteiligt, denn:
  • Die zwei hoch-industrialisierten ve-Länder2) USA und Australien hatten das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert und waren daher nicht verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren.
Es ist daher nicht überraschend , dass das Kyoto-Protokoll gescheitert ist. Was aber sind die eigentlichen Gründe für dieses Scheitern? Der wesentliche Grund ist wohl, dass die zwei Ziele des Protokolls,
  • eine Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen,
aber gleichzeitig
  • eine Entwicklung der Wohlstands, besonders in den we-Ländern, nicht zu behindern,
inkompatibel sind. Deutschland ist ein Beispiel: Zwar sind seine CO2-Emissionen nach 1990 stark zurückgegangen, aber nur mithilfe der De-Industrialisierung in den neuen Bundesländern und den damit verbundenen Änderungen in den Sozialstrukturen dieser Bundesländer. Verständlicherweise haben sich die Länder der Welt überwiegend für die zweite der oben genannten Alternativen entschieden. Und es ist zu befürchten, dass sie sich so auch entscheiden werden trotz der Zugeständnisse , die ihnen z.B.  von der deutschen Politik gemacht wurden. Denn die Korrelation zwischen einer Abnahme der CO2-Emissionen und der Abnahme wirtschaftlichen Wachstums bedeutet, dass sich erstere politisch nicht durchsetzen lässt selbst in den Ländern, welche man nicht als Musterdemokratien bezeichnen würde - auch für diese ist wirtschaftliche Entwicklung das maßgebliche Ziel.
Bevor ich mich dem Paris-Protokoll zuwenden, werde ich im Folgenden anhand einiger Daten untersuchen, welche Entwicklungen die energiebedingten CO2-Emission seit dem Jahr 1990 tatsächlich genommen haben. In diesen Beispielen wurden bis zum Jahr 2015 die Daten von der Energie Information Administration(EIA) übernommen. Danach mussten die Daten des BP-statistical-review-2021 verwendet werden, da die EIA-Daten mir nach unbegründeten Korrekturen nicht mehr vertrauenswürdig erschienen.

Die Entwicklung in der Welt

Die Entwicklung der CO2-Emissionen und der Einwonerzahl in der Welt sind in der Abbildung rechts gezeigt. Die Emissionen und die Einwohnerzahlen haben in der Zeit
von 1990 bis 2021 um ca. +50% zugenommen.
Dieser Wert entspricht recht genau auch der Zunahme des globalen Primärenergiebedarfs (siehe Kap1) während dieses Zeitraums und beweist, dass weltweit eine strenge Korrelation zwischen den CO2-Emissionen und dem Primärenergiebedarf bestanden hat. Der Grund ist, dass die Strukturveränderungen in der Energieversorgung (insbesondere der Anstieg in der Nutzung erneuerbarer Energien) nicht ausreichten, um einen merklichen Einfluss auf die CO2-Emissionen zu haben. Entscheidend sind eher wirtschaftliche Entwicklungen, wie man an der Delle zur Zeit Wirtschaftskrise um 2009 und der Coronakrise um 2021 erkennt.

Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen(rot, linke Skala) in den Jahren zwischen 1990 und 2015 (EIA) und zwischen 1990 bis 2021 (BP) und der globalen Einwohnerzahl(blau, rechte Skala).
Diese Daten zeigen, dass im betrachtetem Zeitraum jeder Mensch im Mittel für die Emission von ca. 4 t CO2 jährlich verantwortlich war. 
Im Wesentlichen basiert, trotz des Kyoto-Protokolls, die weltweite Energieversorgung auch weiterhin auf den fossil biogenen Energieträgern. Die Abbildung oben zeigt weiterhin, dass die Zunahme nichtlinear ist. Eine quadratische Anpassung an die Emissionsdaten ergibt für die Entwicklungsfunktion eine
  • Steigung von      +15.8 · 10-3 a-1,
  • Krümmung von +0.21 · 10-3 a-2.
Daraus folgt, dass die CO2-Emissionen in der Welt insgesamt bis zum Jahr 2030 um etwa 90% zugenommen haben werden.

Die Entwicklung in den USA

Die Entwicklung der CO2-Emissionen in den USA ist in der Abbildung rechts gezeigt. Die Emissionen haben in der Zeit
von 1990 bis 2021 um etwa -0.10% abgenommen,
sie haben also praktisch ihren Ausgangswert wieder erreicht. Die starken Abnahmen in den Jahren 2009 und 2021 sind Ausdruck von Krisen, wie vorher erwähnt. Wie im vorigen Fall ist auch die Entwicklung insgesamt nichtlinear. Eine quadratische Anpassung an die Emissionsdaten ergibt für die Entwicklungsfunktion eine
  • Steigung von   +21.1 · 10-3 a-1,
  • Krümmung von -0.76 · 10-3 a-2.

Anstieg der CO2-Emissionen in den USA zwischen den Jahren 1990 bis 2015 (EIA) und zwischen 1990 bis 2021 (BP).
Der wesentliche Unterschied zu der weltweiten Entwicklung ist, dass im Fall der USA die Krümmung der Entwicklungsfunktion einen negativen Wert besitzt. Das  weist darauf hin, dass es den USA gelingen könnte, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 auf unter -35% des Werts des Jahrs 1990 zu reduzieren. Diese Entwicklung ist wahrscheinlich auch der Anlass gewesen, dass die USA in einem Abkommen mit China versprochen haben, ihre Emissionen bis 2025 auf 26% - 28% zu reduzieren - bezogen allerdings nicht auf das Jahr 1990, sondern auf 2005, dem Jahr mit maximalen Emissionen.

Die Entwicklung in Deutschland

Die Entwicklung der CO2-Emissionen in Deutschland ist in der Abbildung rechts gezeigt. Wie schon in Kap.5.2 bemerkt, ist die Datenlage nicht eindeutig: Die Energy Information Administration (EIA) hat Daten veröffentlicht, welche sich von denen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und denen des Umweltbundesamts (UBA) merkbar  unterscheiden. Dass sich die Daten des BMWi und des UBA unterscheiden, ist u.U. verständlich, denn letztere berücksichtigen nicht nur die Emissionen aus der deutschen Energiewirtschaft, sondern auch die aus nichtenergetischen Industrieprozessen, wie z.B. der Petrochemie. Aber dass die Daten des BMWi und der EIA so unterschiedlich sind, kann seinen Grund eigentlich nur in verschiedenen Berechnungsverfahren haben.  Vielleicht sollten sich die kommenden Klimakonferenzen zunächst einmal darum kümmern, eine international bindende Berechnungsmethode zu definieren. Denn andernfalls ließe sich das Klimaproblem auch so "lösen", dass die CO2-Emissionen einfach weggerechnet werden.
Anstieg der CO2-Emissionen in Deutschland zwischen den Jahren 1990 und 2021. Als Datenquellen bis zum Jahr 2015/1921 wurden benutzt
Energy Information Administration
BP statistical review 2022
rot
dunkelrot
Bundesministerium für Wirtschaft
blau
Umweltbundesamt
grün
Ich werde, auch um den Vergleich zwischen allen Ländern zu ermöglichen, immer die Daten internationaler Organisationen analysieren, von denen sich annehmen lässt, dass sie am wenigsten durch nationale Vorgaben beeinflusst sind. Demnach haben die deutschen Emissionen in der Zeit
von 1990 bis 2021 um etwa -40% abgenommen
und damit wären die Vorgaben des Kyoto-Protokolls übererfüllt. Kein Wunder, denn seit dem Ende des Kyoto-Protokolls sind immerhin 8 Jahre vergangen! Wie im Fall der USA ist die  relativ starke Abnahme in den Jahren 2009 und 2021 auf Krisen in der Wirtschaft zurückzuführen. Die folgenden Jahre werden zeigen, ob diese starke  Abnahme auch nach der Abschaltung der deutschen KKWs aufgrund der Energiewende nachhaltig ist.

In Deutschland sind daher, im Gegensatz zu den beiden Fällen zuvor, die CO2-Emissionen zunächst reduziert worden und die Reduktion war besonders stark in den Jahren kurz nach 1990. Dies ist auf die De-Industrialisierung der neuen Bundesländer zurückzuführen, die nach der Vereinigung Deutschlands statt gefunden hat. Die Entwicklung der Emissionen ist wiederum nichtlinear. Eine quadratische Anpassung an die Emissionsdaten ergibt für die Entwicklungsfunktion eine
  • Steigung von    -14.8 · 10-3 a-1,
  • Krümmung von +0.16 · 10-3 a-2.
Daraus folgt, dass die CO2-Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich um -35% gegenüber dem Referenzjahr 1990 abgenommen haben werden und damit weit über dem Wert liegen, welchen die jetzige Bundesregierung für das Jahr 2030 anstrebt (siehe unten). Man beachte aber die in der Datenanalyse vorgebrachten Einwände gegen diesen  Erwartungswert, der besonders der Entwicklung in den Jahren nach  1990 und 2018 zu widersprechen scheint.

Das Paris-Protokoll

Die jährliche Tagung(COP21) des UNFCC fand im Dezember 2015 in Paris(Frankreich) statt und hatte das Ziel, endlich ein Nachfolgeprotokoll für das Kyoto-Protokoll (das 2012 abgelaufen war) zu formulieren, das von allen 195 teilnehmenden  Staaten auch akzeptiert werden konnte. Ich bezeichne diese Übereinkunft im weiteren als Paris-Protokoll, von dem übrigens keine offizielle deutsche Übersetzung existiert. Nach den fehlgeschlagenen Anläufen in den Vorjahren war klar, dass das Paris-Protokoll keine rechtlich bindenden Verpflichtungen für die Teilnehmerstaaten enthalten durfte, entsprechend vage sind die Ziele dieses Protokolls formuliert. Die wichtigsten sind:
  • Der Temperaturanstieg der Erdatmosphäre soll auf weniger als 2 oC begrenzt werden, wobei eine Obergrenze von 1.5 oC als Zielmarke anvisiert wird.
  • Die Unterzeichnerstaaten werden aufgefordert, selbständig Klimaschutzpläne aufzustellen, mit deren Hilfe dieses Ziel erreicht werden kann. Diese Pläne müssen beim UNFCC hinterlegt werden.
  • Nach 2021 wird alle 5 Jahre geprüft, ob die Staaten die genannten Ziel auch tatsächlich erreicht haben. Falls dem nicht so ist, gibt es keinen Mechanismus, um das Erreichen zu erzwingen. Es existiert dann allein der "moralische Druck der Öffentlichkeit" auf die Staaten, die ihre Pläne nicht erfüllen.
  • Ab 2021 sollen die ve-Staaten jährlich 100 Mrd. USD zur Verfügung stellen, welche den we-Staaten helfen sollen, ihre Klimapläne zu verwirklichen.
  • Der Artikel 28 des Paris-Protokolls stellt explizit fest, das Unterzeichnerstaaten 3 Jahre nach dem Inkrafttreten des Protokolls dieses ohne Angabe von Gründen auch wieder verlassen können. Das bedeutet, sie sind an ihre eigenen Klimaschutzpläne nicht mehr gebunden.
  • Zur Verabschiedung des Paris-Protokolls müssen 55 der Unterzeichnerstaaten, die für mindesten 55% der CO2-Emissionen verantwortlich sind, es ratifiziert haben.
Dieser Fall trat am 5.10.2016 ein und daher trat das Paris-Protokoll am 4.11.2016 in Kraft.

Es ist insbesondere der Artikel 28, der Unwillen erregt, denn er bedeutet, dass Unterzeichnerstaaten aus dem Protokoll wieder ausscheiden können, bevor überhaupt die 1. Prüfung ihrer Klimaschutzpläne durch das UNFCC statt gefunden hat und bevor es u.U. für sie wirklich teuer wird. Die eingereichten Pläne kann man im Internet einsehen - besonders interessant ist, dass die EU-27 für alle ihre Mitgliedsstaaten einen gemeinsamen Klimaschutzplan eingereicht hat. In diesem sind die totalen Reduktionsziele benannt, aber nicht, welches Ziel für jeden einzelnen Mitgliedsstaat gilt, wie es im Kyoto-Protokoll der Fall war. Es ist voraussehbar, dass es deswegen innerhalb der EU-27 zu Streitigkeiten kommen wird, zumal einige Staaten (wie z.B. Polen) entgegengesetzte Ziele verfolgen. Diese Nichtbindung ist wahrscheinlich auch einzig dafür verantwortlich, dass Polen überhaupt dem gemeinsamen Klimaschutzplan der EU-27 zugestimmt hat. Und wirklich kritisch wird es werden, wenn die zugesagten Finanzmittel der ve-Staaten an die we-Staaten innerhalb der EU-27 aufgeteilt werden müssen. Noch schlimmer: Diese Zusagen werden die jährliche Gesamtsumme von 100 Mrd. USD nicht mehr decken, nachdem die USA aus dem Paris-Protokoll ausgestiegen sind, dann aber nach dem Regierungswechsel 2021 wieder beigetreten sind, ohne (soweit ich weiß) auch die finanziellen Verpflichtungen zu übernehmen.

Innerhalb des Paris-Protokolls stellt Deutschland insofern einen Sonderfall dar, als im Jahr 2021 das BVerfG urteilte, die BRD unternehme zu wenig, um zukünftige Generationen "vor dem Klima zu schützen". Daraufhin hat die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz-21 verabschiedet, welches ein Redukionsziel
  • für 2030 von -65%,
  • für 2040 von -88%
festlegt. Unklar ist, ob diese erhöhten Reduktionsziele von der EU-27 insgesamt übernommen werden, oder ob sie nur als willkommenes Mittel gesehen werden, die übrigen Mitglieder zu entlasten.

Ob das Paris-Protokoll tatsächlich zu einer bemerkbaren Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen führt, wird man erst lange nach 2016 wissen. Aber schon 2021 konnten sich die führenden Industrienationen (G-20) auf ihrem Treffen in Neapel nicht darauf verständigen, wie sich die Ziele des Protokolls erreichen lassen. Besonders die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 - d.h. das Verbot einer weiteren Zunahme des CO2-Gehalts in der Erdatmosphäre - war ein Streitpunkt, dem die bevölkerungsreichsten Länder China, Indien (und Russland) nicht zustimmen wollten. Und daher zum Schluss ein Vergleich zwischen den 6 wichtigsten Industrienationen:  USA, VRChina, Russland, Japan, Indien, Deutschland.

Betrachtet man, in welchem Maße diese Länder zu den globalen CO2-Emissionen beigetragen haben, so wird schnell deutlich (siehe Abbildung links unten):
  • In den bevölkerungsreichsten Ländern China und Indien sind die Emissionen im Zeitraum von 1990 bis 2021 um etwa das 3fache gestiegen, wobei China im Jahr 2021 etwa 4mal mehr emittiert hat als Indien.
  • In allen anderen Ländern haben die Emissionen abgenommen - Deutschland trug im Jahr 2021 weniger als 2% zu den globalen Emissionen bei.

Die CO2-Emissionen der 6 wichtigsten Industrieländer seit 1990, bezogen auf die globalen Emissionen (links) und diese Emissionen pro Einwohner des jeweiligen Lands.

China weist dann natürlich darauf hin, dass seine Bevölkerung wesentlich größer ist als z.B die der USA. Und in der Tat, berechnet man die relativen Emissionen eines Lands, normiert auf dessen Bevölkerungszahl (siehe Abbildung oben rechts), so ergibt sich ein ganz anderes Bild: Der größte "Umweltverschmutzer" unter den 6 ausgewählten Ländern sind nun die USA - sie emittieren pro Einwohner etwa 8mal mehr CO2 als Indien. Man erkennt aber auch, dass außer den USA und Indien, die restlichen Länder etwa gleich viel CO2 pro Einwohner emittieren und China keineswegs für sich den Anspruch erheben darf, bis 2030 ungehindert die Luft weiter mit CO2 zu belasten. Dieses Recht wurde China im Paris-Protokoll eingeräumt mit dem Argument, China sei immer noch ein we-Land und müsse sich erst noch entwickeln. Wenn das die Basis des Paris-Protokolls ist, wird es scheitern, so wie das Kyoto-Protokoll gescheitert ist. Für die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Lebensmitteln wäre das sogar wünschenswert (siehe auch hier), denn:
CO2 ist ein essentieller Bestandteil der Fotosynthese und damit unersetzbar in der Agrarwirtschaft.


1) Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich die Kernenergie, aber auf diese Möglichkeit hat Deutschland im Jahr 2011 freiwillig verzichtet.
2) Australien war 2007 dem Kyoto-Protokoll beigetreten. Aber schon 2009 waren die australischen CO2-Emissionen, anstatt der erlaubten +8%, um etwa  +30% gestiegen.